Es ist eine der schwierigsten Herausforderungen für Paare, ein Gleichgewicht von Nähe und Distanz zu finden
Wie viel Nähe und Distanz brauchen wir, um eine zufriedene und glückliche Partnerschaft zu leben?
In der ersten Beziehungsphase hängen frisch Verliebte oft wie die Kletten zusammen und das Bedürfnis nach Nähe ist sehr groß. Vielleicht ist es euch auch schwer gefallen, euch auch nur für einen Augenblick zu trennen und ihr habt das nächste Treffen schon herbeigesehnt.
Im weiteren Verlauf der Beziehung ist es meist so, dass sich die Paare oder ein Partner oft wieder ein bisschen Abstand wünschen.
Dies ist völlig normal, führt aber zu Problemen, wenn nur ein Partner dieses Bedürfnis hat. Das kann zu ernsthaften Beziehungskrisen und Streit in der Beziehung führen.
Nähe stärkt die Beziehung, da sie Intimität zwischen euch herstellt und euch ermöglicht, gemeinsame Erfahrungen zu machen. Hier besteht auch der Wunsch nach Nahkontakt und geliebt zu werden. Zu viel Nähe birgt die Gefahr der Selbstaufgabe.
Menschen mit einer Nähetendenz
- möchten den geliebten Menschen glücklich machen.
- können sich in den anderen hineinfühlen.
- lesen dem anderen oft die Wünsche von den Augen ab.
- denken mehr an den Partner als an sich selbst.
- neigen dazu selbstlos zu handeln.
- idealisieren oft die Partnerin.
- vermeiden gerne Konflikte und Auseinandersetzungen.
- können schwer Nein sagen.
- haben oft ein geringes Selbswertgefühl und wenig Selbstliebe.
Ohne Distanz werdet ihr uninteressant füreinander. Distanz ermöglicht jedem von euch, seine Individualität zu erhalten. Distanz äußert sich in dem Wunsch nach Abgrenzung vom Partner, um seine Eigenständigkeit zu bewahren.
Menschen mit einer Distanztendenz
- sind oft unabhängig und möchten sich niemandem verpflichtet fühlen.
- können sich gut abgrenzen und Nein sagen.
- stellen sich nicht gerne in den Mittelpunkt.
- sind oft sehr sensibel und feinfühlig.
- können ihr eigenständiges Ich bewahren.
- kennen in Konfliktsituationen ihre Wünsche recht genau.
- haben oft Angst, sich hinzugeben und vor der Nähe des anderen.
- wirken oft kühl, distanziert und unpersönlich.
Im Laufe der Beziehung ändert sich das Nähe-Distanz-Bedürfnis immer wieder.
Denn eine Beziehung braucht einen gesunden Rhythmus von Nähe und Distanz. Ist dies nicht gegeben steigt die Unzufriedenheit in der Partnerschaft und es kommt leicht zu Streit.
Zu viel Nähe kann erdrücken und uns daran hindern, uns selbst zu entfalten.
Glücklich Paare harmonisieren in ihrem Nähe-Distanz-Bedürfnis deutlich mehr als unglückliche Paare.
Wie merke ich, dass wir ein Problem mit Nähe und Distanz in der Beziehung haben?
Es gibt verschiedene Anzeichen, dass es ein Nähe-Distanz-Problem in der Beziehung gibt.
Beispielsweise sucht ein Partner nach Abstand. Er möchte gerne etwas mehr Distanz haben und hat für die nächsten Wochen schon Pläne für sich ganz alleine gemacht.
Dies muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass dein Partner keine Nähe mehr wünscht. Vielleicht hat er in den letzten Wochen oder Monaten seine Freunde vernachlässigt, weil er ein großes Nähebedürfnis hatte.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt wo die meisten Menschen in der Beziehung wieder etwas mehr Zeit für sich benötigen.
Das andere Extrem ist, wenn ein Partner anfängt zu klammern. Auch dies kann zu massiven Konflikten in der Partnerschaft führen.
Wenn Klammern mit Liebe verwechselt wird besteht die Gefahr, dass wir in eine Beziehungskrise geraten.
Liebe und Freiheit gehören zusammen. Wenn wir unserem Partner auch Freiheit lassen, so können wir uns auch gegenseitig (wieder) inspirieren, wir haben Gesprächsthemen und freuen uns auch auf ein Wiedersehen.
Menschen, die überwiegend ein Nähebedürfnis haben, möchten in Krisensituationen ihre Situation mit jemandem besprechen. Sie finden meist erst im Gespräch mit dem anderen heraus, was sie stört und welche Bedürfnisse sie haben. Und sie brauchen jemanden, an den sie sich anlehnen können.
Ein ausgeprägtes Distanzbedürfnis zeigt sich meist darin, dass sich derjenige in Konfliktsituationen erstmal sortieren muss. Ihm hilft ein Konfliktlösungsschema, feste Regeln und klare Abläufe. Er versucht zuerst mit sich selbst ins Reine zu kommen und Abstand zu gewinnen.
Wie gehe ich am besten mit einem Nähe-Distanz-Problem um?
In jeder Beziehung gibt es hin und wieder Nähe-Distanz-Probleme. Denn über das Bedürfnis nach Nähe und Distanz muss immer wieder neu gesprochen werden. Es verändert sich immer wieder im Laufe der Beziehung, in der wir verschiedene Beziehungsphasen durchlaufen.
Zeit für uns nehmen
Wichtig ist, dass wir uns Zeit für uns und unsere Hobbys nehmen, ohne unseren Partner. Und ebenso wichtig ist, dass wir unserem Partner genau dies auch zugestehen.
Zeit miteinander verbringen
Gleichzeitig ist es auch wichtig, dass wir regelmäßig Zeit miteinander verbringen, z.B. indem wir uns Rituale schaffen oder uns verabreden.
Es geht nicht um die Quantität der verbrachten Zeit sondern um die Qualität. Wir können viel Zeit miteinander verbringen, die wir aber qualitativ nicht für unsere Beziehung nutzen.
Wenn wir z.B. den ganzen Tag zusammen arbeiten sind wir zwar den ganzen Tag zusammen, haben aber qualitativ keine Zeit in unsere Beziehung investiert.
Ein inniges Gespräch kann mehr Nähe schaffen als stundenlanges schweigendes nebeneinander sitzen.
Gemeinsame Visionen
Eine Verbundenheit schaffen auch gemeinsame Visionen in Partnerschaft. Gemeinsame Visionen stärken unsere Verbundenheit und schaffen Nähe.
Miteinander reden
Ebenso wichtig ist es, dass wir mit unserem Partner reden und uns austauschen. Und dass wir ehrlich unserem Partner gegenüber sind.
Denn Ehrlichkeit in der Beziehung schafft Vertrauen und Nähe.
Wenn das Nähe-Distanz-Thema zur Beziehungskrise führt
Wenn das Nähe-Distanz-Thema zu einer dauerhaften Beziehungskrise führt, können wir das manchmal selbst nicht mehr lösen.
In diesem Fall ist gut und richtig, sich professionelle Hilfe zu holen.
Manchmal haben Partner einfach zu unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen an eine Beziehung.
Viele Beziehungen scheitern, weil der Rhythmus von Nähe und Distanz gestört ist.
Dies lässt sich oft mit einem Coaching sehr gut lösen, so dass beide Partner Kompromisse eingehen können und eine Trennung nicht notwendig ist.
Je nachdem wo dein Schwerpunkt ist, empfindest du die Andersartigkeit deines Partners positiv oder negativ. Zu Beginn der Beziehung fühlt sich der "Nähemensch" oft von der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des "Distanzmenschen" angezogen.
Und umgekehrt fühlt sich der "Distanzmensch" oft von von der Fähigkeit des liebevollen Nahkontaktes des "Nähemenschen" angezogen.
Und genau das, was uns am anderen zu Beginn anzieht und den anderen interessant macht, führt im späteren Verlauf der Beziehung häufig zu Konflikten.
Wir projizieren unsere eigenen Schatten auf den Partner und bekämpfen ihn.
Du begegnest in deinem Partner nicht nur einem anderen Menschen, der dich ergänzt, sondern auch dir selbst!
Die Lösung ist, dass du dich selbst kennenlernst, deinen Schatten integrierst und lernst, zwischen deiner Partnerin und deinem Schatten zu unterscheiden.
Was ist dein Anteil und was der Anteil deines Partners.
Was ist das optimale Verhältnis von Nähe und Distanz in einer Beziehung?
Ein Standardantwort für ein optimales Verhältnis von Nähe und Distanz gibt es nicht. Dazu sind die Paare und die Beziehungen zu unterschiedlich.
Jeder Mensch und jedes Paar kann nur für sich alleine herausfinden wie viel Nähe und Distanz der Mensch oder das Paar braucht.
Nähe und Distanz bedingen sich gegenseitig!
Und selbst das kann sich im Verlauf einer Partnerschaft immer wieder verändern, denn sowohl wir als Mensch als auch unsere Beziehung verändern sich immer wieder.
Ein optimales Verhältnis von Nähe und Distanz gelingt uns nur, wenn wir miteinander sprechen und uns unsere Bedürfnisse mitteilen.
Bindungsangst und Verlustangst sind oft Themen, die unser Nähe-Distanz-Bedürfnis stark beeinflussen.
Beide Ängste resultieren meist aus einem geringen Selbstwertgefühl und geringer Selbstliebe.
Leiden wir unter Bindungs- oder Verlustängsten ist es wichtig, unser Selbstbewusstsein zu stärken und uns selbst zu lieben / lieben zu lernen.
Denn wenn ich mich selbst nicht lieben kann, kann ich nicht erwarten, dass mich jemand anderes liebt! Und wenn ich mich selbst nicht liebe, kann ich auch niemanden anderes lieben.
Manchmal ist es nicht möglich, dieses Nähe-Distanz-Thema alleine zu lösen. Vielleicht weil es ein zu emotional aufgeladenes Thema ist, weil ihr keinen Kompromiss für euch finden könnt oder weil so viele Faktoren mit reinspielen, dass ihr den Überblick verliert.
Gerne unterstützen wir dich/euch mit einem Einzelcoaching oder Paarcoaching dabei, eine für dich/euch optimale Lösung zu finden.