Es gibt verschiedene Bindungstypen. Jeder Bindungsstil hat einen Einfluss auf die Partnerschaft. Jeder Bindungsstil hat seine eigenen Eigenschaften.
Was sind Merkmale eines sicheren, eines ängstlich-besorgten, vermeidenden oder ängstlich-vermeidenden Bindungsverhaltens?
Bindungstheorie nach Bowlby
Die Bindungstheorie fasst Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung zusammen, die unter anderem belegen, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Diese Konzeption wurde von dem britischen Psychoanalytiker und Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson und der US-amerikanisch-kanadischen Psychologin Mary Ainsworth entwickelt. (Wikipedia)
Die verschiedenen Arten der Bindungsstile werden in der frühen Kindheit durch die Beziehung mit unseren Hauptbezugspersonen (meist Mutter und Vater) ausgebildet und bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Wenn du als Kind keine sichere und stabile Beziehung zu deinen Bezugspersonen aufbauen konntest, kann es sein, dass du im Erwachsenenalter ebenfalls ein unsicheres Bindungsverhalten zeigst.
Der Bindungstyp hat Einfluss auf die Art und Weise wie du mit anderen Menschen Beziehungen eingehst.
Und dein Bindungsstil hat Einfluss auf dein Bedürfnis nach Nähe und Distanz in deiner Partnerschaft.
Welche Bindungsstile gibt es?
Sichere Bindung
Wenn du über einen sicheren Bindungsstil verfügst, wie etwa die Hälfte der Bevölkerung, dann hast du meist eine positive Selbstwahrnehmung. Wahrscheinlich hattest du in der Kindheit gesunde und unterstützende Beziehungen zu deinen Bezugspersonen. Du fühlst dich in aller Regel mit Nähe sehr wohl, kannst aber auch mit Distanz gut umgehen.
Im Erwachsenenalter fühlst du dich deinem Partner emotional verbunden und bist doch unabhängig. Du triffst Entscheidungen gemeinsam mit deiner Partnerin/deinem Partner und kannst auch über Probleme in der Beziehung sprechen. Bei Streitigkeiten schaffst du es, Kompromisse zu finden.
Ängstlich-besorgte Bindung
Geschätzt haben ca. 20 % der erwachsenen Bevölkerung diesen Bindungsstil. Eine ängstlich-besorgte Bindung hat die Ursache oft in einer Trennungsangst in der Kindheit. Vielleicht hast du als Kind keine angemessene Sicherheit und Unterstützung erhalten.
Brauchst du besonders viel Nähe, hast ein hohes Bedürfnis nach Intimität und Bestätigung durch deine(n) Partner(in) hast du wahrscheinlich eine ängstlich-besorgte Bindung.
Auch Angst, dass dein(e) Partner(in) dich nicht mehr liebt oder du nicht genug Bestätigung bekommst kann ein Hinweis auf diesen Bindungsstil sein.
Evtl. machst du dir Sorgen, dass du nicht attraktiv genug bist oder dich dein(e) Partner(in) nicht mehr akzeptiert und liebt, wenn du dich so zeigst wie du bist.
Vermeidende Bindung
Sehnst du dich nach Unabhängigkeit und vermeidest gerne jede Art von Bindung? Genügst du dir selbst und brauchst keine engen Beziehungen, damit du dich gut fühlst? Autonomie steht für dich an erster Stelle?
Dann könntest du einen vermeidenden Bindungsstil haben.
Ängstlich-vermeidende (desorganisierte/desorientierte) Bindung
Wenn du diesen Bindungsstil hast lebst du wahrscheinlich in dem ambivalenten Zustand, dass du gleichzeitig Angst davor hast, deiner Partnerin/deinem Partner zu nah und gleichzeitig zu distanziert zu sein.
Du bist vielleicht oft emotional durcheinander und hast Angst davor, verlassen zu werden. Unter Umständen fällt es dir schwer, eine stabile Beziehung aufzubauen, da du andere Menschen durch widersprüchliches Verhalten verwirrst und zurückweist.
Wie kann ich nun einen sicheren Bindungsstil entwickeln?
Obwohl die Kindheit einen großen Einfluss auf die Art des Bindungsstils hat, kannst du als Erwachsener einen sicheren Bindungsstil entwickeln.
Wenn du beispielsweise mit einem Partner zusammen bist, der einen sichereren Bindungsstil hat als du, kann es sein dass du im Laufe der Zeit einen sichereren Bindungsstil entwickeln kannst.
Eine andere gute Möglichkeit, einen sicheren Bindungsstil zu entwickeln ist, dass du mit deinen Eltern oder anderen Bezugspersonen sprichst und deren Geschichte hörst. Wie ging es ihnen in der Kindheit? Wie sind sie groß gezogen worden? Wie ging es ihnen, als du klein warst?
Dadurch kannst du deine Kindheit durch eine andere Perspektive betrachten und fühlen wie es deinen Eltern damals ging. So kannst du deine Kindheitsgeschichte besser verstehen und deine emotionalen Wunden können heilen.
Manchmal ziehen sich auch Belastungen und Bindungsstile durch ganze Familiengenerationen. Diese aufzuspüren und zu lösen geht wunderbar mit einer Systemischen Familienaufstellung.
Zusammen mit uns kannst du in einem sicheren Rahmen und einer vertrauensvollen Beziehung deine alten Traumata heilen, um einen sicheren Bindungsstil zu entwickeln und damit eine zufriedene und sichere Beziehung leben zu können.